Querkopf

Schon immer fühle ich mich Minderheiten zugehörig. Jedenfalls bekomme ich eher mit wegen einer Minderheitenmeinung kritisiert zu werden als mit einer Meinung, die von der Mehrheit geteilt wird. Es ist nicht sehr schmeichelhaft als Querkopf beschimpft zu werden, wenn ich eine Mindermeinung vertrete.

Eher halte ich mich für einen Querdenker. Noch dazu bilde ich mir ein zum positiven Fortschritt der Gesellschaft beizutragen, wenn ich Ergebnisse meines lateralen Denkens veröffentliche.

Seit einiger Zeit beobachte ich Aktivitäten in einer Minderheitenszene, die eifrig dabei ist sich um eine Mehrheitsposition zu bemühen. Sie gibt sich progressiv und offenbart ihre Rückwärtsgewandtheit erst auf dem zweiten Blick. Für viele Mitmenschen kann es da schon zu spät sein. Wahlergebnisse mit zweistelligen Prozentzahlen am rechten Rand des politischen Spektrums scheinen den Bemühungen Recht zu geben.

Diese Minderheitenszene verwendet Verhaltensmuster und -Formen, die man bisher nur von Linken kannte und wirft mentale Nebelkerzen. Campact ist eine Plattform für außerparlamentarische Opposition und deren Bekanntheit soll ausgenutzt werden für die eigenen Aussagen im Magazin "Compact". Die ähnliche Schreibweise kann nicht zufällig sein.

Man gibt sich progressiv und scheint damit attraktiv zu sein. Wenn es richtig ist, dass Google in seinen Suchergebnissen oft angeklickte Sites eher nach oben schiebt, dann fällt schon auf, wie schnell Inhalte von Vertretern dieser zweifelhaften Rattenfängerszene angezeigt werden. Attraktiv erscheint es auch, wenn diese Menschen sich das Attribut Querdenker anheften.

Ganz schlimm finde ich es, wenn diese Quertreiber Menschen für ihre (vorerst verheimlichten) Zwecke instrumentalisieren. Moustafa Kashefi interviewt Eugen Drewermann wegen dessen Propaganda für Frieden und tut so, als wäre das auch seine Sache. Es macht sich gut an die Montagsdemonstrationen in der ehemaligen DDR anzuknüpfen und Mahnwachen für den Frieden abzuhalten. Man könnte meinen, die Friedensbewegung nach dem zweiten Weltkrieg solle wieder belebt werden. Ich empfehle, etwas genauer hinzuschauen auf wen man sich da eventuell einlässt.

Schon immer haben die Mächtigen mit den Menschen leichtes Spiel gehabt in dem sie Bündnisse zerstreute. Ziviler Ungehorsam kann sich nicht behaupten, wenn selbst ernannte Querdenker sich als Quertreiber der Regierten betätigen.

Diese Querdenker sind nicht meine Freunde, weil es unredlich ist, sich so zu nennen und anders zu handeln. Bis auf Weiteres möchte ich lieber Querkopf genannt werden, bevor ich mit den Menschen in einen Topf geworfen werde, die ihre Denkfähigkeit betrügerisch einsetzen.