Die Herkunft meines Geburtsnamens Lilleike ist ungeklärt. Mein Vater Kurt Lilleike berichtete, dass einer seiner Lehrer vermutet habe, der Name könnte kleine Eiche (lill eike) bedeuten und während des Dreißigjährigen Krieges aus Schweden nach Ostpreußen gekommen sein. Die Ahnenrecherche meines Vaters reichte nicht weiter zurück als bis ins 18. Jahrhundert und nicht über die Grenzen Ostpreußens hinaus, mal abgesehen von einem kleinen Zweig, der nach Südafrika gegangen ist. |
Seit wann Eichen mein besonderes Interesse erregen, kann ich nicht sagen. Aber das Bild der knieenden Frau, die eine junge Eiche pflanzt auf der Rückseite des Fünfzigpfennigstücks, hat mich schon immer beeindruckt. Meine früheste Erinnerung an Eichen geht in die Mitte der 1950er Jahre zurück. In der Holtorfsbosteler Heide, in der meine Großeltern Gustav und Emma Lilleike lebten, fand ich eine Eichel, die bereits in Keimung begriffen war. Zu meiner großen Freude erhielt ich die Erlaubnis die werdende Eiche auf dem Hof meiner Großeltern einzupflanzen und zu beobachten, wie sie von Besuch zu Besuch gewachsen war.
Als meine Großeltern den Hof verlassen mussten, grub ich die ca. 40 cm hohe Eiche aus und durfte sie auf dem Grundstück meiner Eltern Kurt und Susanne Lilleike wieder einpflanzen. Dort wuchs sie beständig vor sich hin, bis ich sie eines Morgens im April 1969 an einem Kranhaken hängend in der Luft baumeln sah. Zu meiner großen Überraschung hatte meine Mutter, die aktives Mitglied der Kreisgemeinschaft Angerburg (Ostpreußen) war, meine Eiche dem Patenkreis Rotenburg Wümme anlässlich der Einweihung des neuen Kreishauses versprochen. Das war mir damals neu. Die Eiche wurde dort angepflanzt am 12.4.1969, siehe www.kreis-angerburg.de/ahb/ahb61_a.pdf. Bald war die Eiche nicht mehr klein, sondern ein mächtiger Baum und ich auch kein junger Angerburger mehr.
Die Eiche hat von 1954 bis 2017 gelebt. Am 30.11.2017 erhielt ich vom Landkreis Rotenburg folgende Auskunft: "Zu der Angerburger Eiche muss ich Ihnen leider mitteilen, dass dieser Baum beim letzten Orkan umgestürzt, auf den unmittelbar angrenzenden Parkplatz gefallen ist und dabei erheblichen Sachschaden an den dort abgestellten PKWs verursacht hat." Allerdings wurden auch Eicheln geborgen in der Hoffnung, dass es zu einer Nachfolgerin der Angerburger Eiche kommt.
Normalerweise bilden Eichen Pfahlwurzeln aus, die ein Umstürzen des Baums bei Sturm vermeiden helfen. Offenbar hat man die Pfahlwurzel beim Ausgraben 1969 nicht retten können. So ist es schon erstaunlich, dass die Angerburger Eiche über fünfzig Jahre alt wurde.
Dem Buch "Das geheime Leben der Bäume" von Peter Wohlleben habe ich entnommen, dass Eichen mit dem Alter gerade den Lümmeljahren entwachsen sind und sich als erwachsene Bäume bewähren müssen. Die Überlebensbedingungen der Angerburger Eiche waren offenbar unzureichend außerhalb eines Waldmilieus und ohne Pfahlwurzel. Nun denn. Ich werde ihr bald in den Himmel folgen.
Eine neue Eiche wurde 2020 gepflanzt.
Die nachstehend wiedergegebene Geschichte der ursprünglichen Eiche beruht auf Seemansgarn meines Vaters, das in einer Angeburger Publikation verbreitet wurde. Offensichtlich hat der Autor meine obige Version nicht gelesen.